Multiple Sklerose
Themenkurs für Physiotherapeuten und Ergotherapeuten
Auf einen Blick
MS die „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ stellt die Patienten immer wieder vor neue Herausforderungen im Alltag und den Therapeuten vor die Frage: „Wie gestalte ich meine Therapie patientenorientiert und praxisnah?“.
Dozent: Team NEKU
UE: 9
FP: 9
1
Wer kann an diesem Kurs teilnehmen?
Physiotherapeuten*innen, Ergotherapeut*innen, Sporttherapeut*innen, Sportwissenschaftler*innen
2
Welche Voraussetzungen sind benötigt?
Abgeschlossene Berufsausbildung
3
Was erwartet dich in diesem Kurs?
✔ Diagnostik und Pathomechanismus von MS
✔ Medikamentöse und Ärztliche Therapie
✔ Verlaufsformen
✔ Fatique Syndrome
✔ Therapie von Spastik, Koordinationsstörungen und Gleichgewicht
✔ Alltagstraining
✔ Therapie im Häuslichen Umfeld
✔ Befundung und Praktische Therapieansätze
Kursbeschreibung
Multiple Sklerose – oft als „Krankheit mit den tausend Gesichtern“ bezeichnet – zählt zu den komplexesten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Sie ist durch eine entzündlich-demyelinisierende Schädigung gekennzeichnet, die Nervenleitbahnen in Gehirn und Rückenmark betrifft und dadurch eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome hervorrufen kann. Die Ursache der MS ist bis heute nicht abschließend geklärt, doch immunologische, genetische und umweltbedingte Faktoren spielen eine entscheidende Rolle. Je nach Lokalisation und Ausmaß der Läsionen zeigen sich motorische, sensorische, kognitive oder vegetative Störungen in sehr unterschiedlicher Ausprägung. Diese Variabilität macht sowohl die Diagnose als auch die Therapie anspruchsvoll. Für Therapeuten bedeutet sie die Notwendigkeit, jede Behandlung individuell und symptomorientiert zu gestalten. Während der Verlauf bei einigen Patienten schubförmig mit weitgehender Remission verläuft, schreitet er bei anderen kontinuierlich fort. Ein tiefes Verständnis der zugrunde liegenden Pathophysiologie ist daher die Voraussetzung für eine erfolgreiche, patientenorientierte Therapieplanung. Der Kurs „Multiple Sklerose“ vermittelt ein umfassendes Verständnis der Erkrankung, ihrer neuroanatomischen Grundlagen, Verlaufsformen und Symptomvielfalt. Im Mittelpunkt steht die praktische Umsetzung dieses Wissens in der Therapie – mit dem Ziel, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, Funktion zu erhalten und Selbstständigkeit zu fördern. Kursinhalt Zu Beginn werden die neuroanatomischen Strukturen wiederholt, die bei der Multiplen Sklerose am häufigsten betroffen sind. Dazu gehören das Myelin als elektrische Isolationsschicht der Axone, die Oligodendrozyten sowie die sensomotorischen Bahnsysteme im Gehirn und Rückenmark. Die Teilnehmer lernen, wie Entzündungsherde an unterschiedlichen Orten des zentralen Nervensystems zu den vielfältigen klinischen Erscheinungsformen führen. Dieses Verständnis bildet die Grundlage, um Symptome gezielt einzuordnen und differenziert zu behandeln. Darauf folgt eine Darstellung der Ätiologie und Pathophysiologie der Erkrankung. Besprochen werden aktuelle Erkenntnisse zu immunologischen Prozessen, genetischen Prädispositionen und möglichen Umweltfaktoren. Ebenso werden die verschiedenen Verlaufsformen erläutert – von der schubförmig-remittierenden bis zur sekundär- und primär-progredienten MS. Anhand klinischer Beispiele wird verdeutlicht, wie sich die Symptomatik im Verlauf verändern kann und welche therapeutischen Konsequenzen sich daraus ergeben. Im Mittelpunkt des Kurses steht die Befundung und Behandlung der funktionellen Einschränkungen. Die Teilnehmer lernen, Symptome wie Spastik, Ataxie, Koordinationsstörungen, Fatigue, Gleichgewichtsstörungen und Sensibilitätsdefizite zu analysieren und therapeutisch anzugehen. Dabei werden valide Testinstrumente vorgestellt, die eine objektive Einschätzung von Bewegungsqualität, Kraft, Ausdauer und Gleichgewicht ermöglichen. Ein wichtiger Bestandteil ist die Behandlung der Spastik. Durch gezielte tonusregulierende Techniken, Lagerungen, Dehnungen und aktive Mobilisationen lernen die Teilnehmer, die Muskelspannung zu beeinflussen und die Bewegungsfreiheit zu verbessern. Ergänzend werden Konzepte zur Förderung der intramuskulären Koordination, der Rumpfstabilität und der Haltungskontrolle vermittelt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen. Hier werden sensomotorische Trainingsformen, vestibuläre Stimulation und gezielte Bewegungsaufgaben eingesetzt, um die zentrale Bewegungssteuerung zu verbessern. Dabei steht nicht die Perfektion von Bewegung, sondern die Wiederherstellung funktioneller Kontrolle im Vordergrund. Das Symptom Fatigue – eine der häufigsten und belastendsten Begleiterscheinungen der MS – wird gesondert thematisiert. Die Teilnehmer lernen, wie sich Fatigue von allgemeiner Erschöpfung abgrenzt und welche Strategien zur Energieeinsparung, Pausenplanung und Aktivitätsdosierung im Alltag wirksam sind. Ergänzend werden Atemtechniken und moderate körperliche Aktivität als regulierende Maßnahmen vorgestellt. Die Kursinhalte werden praxisnah vermittelt. Anhand von Fallbeispielen wird gezeigt, wie Therapieziele individuell formuliert und Behandlungsstrategien symptomübergreifend angewendet werden können. Dabei steht der Gedanke im Vordergrund, Ressourcen zu aktivieren und den Patienten als aktiven Partner in den Therapieprozess einzubinden. Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird betont. Die Verbindung von Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und neuropsychologischer Betreuung ermöglicht eine ganzheitliche Behandlung, die den vielfältigen Anforderungen der Erkrankung gerecht wird. Die Teilnehmer erfahren, wie sie durch gezielte Kommunikation und abgestimmte Maßnahmen den Therapieverlauf koordinieren und Synergien zwischen den Disziplinen nutzen können. Ein abschließender Abschnitt widmet sich den häufigen Begleiterkrankungen wie Depression, Angststörung oder kognitiven Defiziten, die einen wesentlichen Einfluss auf Motivation und Therapieverlauf haben. Der Kurs zeigt, wie Therapeuten auf diese Faktoren eingehen, Überforderung vermeiden und realistische Zielsetzungen gemeinsam mit dem Patienten entwickeln. Der Kurs richtet sich an Physiotherapeuten und Ergotherapeuten, die ihre Kompetenz im Bereich neurologischer Erkrankungen erweitern möchten. Er bietet ein differenziertes Verständnis der Multiplen Sklerose, fördert diagnostische Sicherheit und vermittelt praxisnahe Strategien, um Bewegungsfähigkeit, Belastbarkeit und Selbstständigkeit langfristig zu erhalten. Entgegen der verbreiteten Annahme, die Erkrankung führe zwangsläufig zu Immobilität, zeigt der Kurs Wege auf, wie Patienten durch gezielte, individuelle Therapie ein aktives und selbstbestimmtes Leben führen können.
