Spastik
Themenkurs für Physiotherapeuten und Ergotherapeuten
Auf einen Blick
Physiotherapie und Ergotherapie sind eine Basis einer Spastik-Therapie, um die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern, indem die Schmerzen gelindert und die Beweglichkeit sowie die motorischen Fähigkeiten intensiv geschult werden. Dadurch werden das Risiko möglicher Folgeschäden und möglicher Komplikationen vermindert.
Dozent: Team NEKU
UE: 9
FP: 9
1
Wer kann an diesem Kurs teilnehmen?
Physiotherapeuten*innen, Ergotherapeut*innen, Sporttherapeut*innen, Sportwissenschaftler*innen
2
Welche Voraussetzungen sind benötigt?
Abgeschlossene Berufsausbildung
3
Was erwartet dich in diesem Kurs?
✔ Diagnostik und Pathomechanismus von Spastik
✔ Medikamentöse und Ärztliche Therapie
✔ Befundung und Therapeutische Verfahren
✔ Pathomechanismen
✔ Alltagstraining
✔ Therapie im Häuslichen Umfeld
✔ Befundung und Praktische Therapieansätze
Kursbeschreibung
Die Behandlung von Spastik stellt eine der anspruchsvollsten Aufgaben innerhalb der neurologischen Rehabilitation dar. Sie erfordert ein tiefes Verständnis der neuromuskulären Steuerung, der Pathophysiologie des erhöhten Muskeltonus und der Wechselwirkungen zwischen zentralnervöser Schädigung und peripherer Muskelreaktion. Spastik ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom, das im Rahmen zahlreicher neurologischer Erkrankungen auftritt – unter anderem nach Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, bei multipler Sklerose, Rückenmarksverletzungen oder entzündlichen Prozessen des zentralen Nervensystems. Kennzeichnend für eine Spastik ist die gesteigerte tonische Dehnungsreflexaktivität, die zu einer anhaltenden Muskelspannung, Bewegungshemmung und häufig auch zu Schmerzen führt. Diese Veränderungen beeinträchtigen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch Haltungskontrolle, Alltagsfunktionen und Selbstständigkeit. Ziel der Therapie ist es, die funktionellen Bewegungsmuster zu verbessern, Schmerzen zu reduzieren und sekundäre Komplikationen wie Kontrakturen oder Gelenkversteifungen zu vermeiden. Der Kurs vermittelt praxisorientiertes Wissen zur Befundung und Behandlung von Spastik. Er richtet sich an Physiotherapeuten und Ergotherapeuten, die ihre Kompetenz in der Arbeit mit neurologischen Patienten erweitern möchten. Neben der klinischen Untersuchung werden Behandlungsstrategien vermittelt, die sowohl tonusregulierend als auch funktionsfördernd wirken und sich individuell an den Schweregrad und das Aktivitätsniveau des Patienten anpassen lassen. Durch die Kombination aus theoretischer Wissensvermittlung, klinischem Verständnis und praktischer Anwendung entsteht ein strukturiertes Therapiekonzept, das auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und langjährige therapeutische Erfahrung aufbaut. Kursinhalt Der Kurs beginnt mit einer kompakten Wiederholung der neurophysiologischen Grundlagen der Spastik. Dabei werden die Mechanismen der Reflexbahnen, die Rolle des oberen Motoneurons und die Veränderungen im Zusammenspiel von Hemmung und Erregung im zentralen Nervensystem erläutert. Auf dieser Basis wird das Verständnis für die unterschiedlichen Erscheinungsformen und Schweregrade einer Spastik vertieft. Im Anschluss folgt die strukturierte Befunderhebung. Die Teilnehmer lernen, Tonusveränderungen differenziert zu beurteilen, pathologische Bewegungsmuster zu analysieren und die Spastik in funktionellen Situationen zu beobachten. Hierbei wird Wert auf die Kombination aus klinischer Erfahrung und objektivierbaren Kriterien gelegt, um die Behandlung gezielt und nachvollziehbar planen zu können. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse der muskulären und faszialen Auswirkungen der Spastik. Erhöhte Grundspannung führt häufig zu Verkürzungen, veränderten Gelenkstellungen und einem gestörten Bewegungsfluss. Ziel der Therapie ist daher nicht ausschließlich die Tonusreduktion, sondern die Wiederherstellung eines möglichst physiologischen Bewegungsverhaltens. Das therapeutische Vorgehen verbindet Techniken aus der Physiotherapie und Ergotherapie zu einem interdisziplinären Konzept. Dazu gehören tonusregulierende Lagerungen, rhythmisch-aktive Mobilisationen, hemmende Rotationsbewegungen, Dehnungen und funktionelle Bewegungsaufgaben. Ergänzend kommen manuelle Techniken zur Weichteilbehandlung, propriozeptive Stimulationen sowie gezielte Bewegungsanleitungen zur Förderung der willkürlichen Muskelaktivität zum Einsatz. Im praktischen Teil werden diese Methoden anhand typischer Fallbeispiele angewendet. Die Teilnehmer lernen, wie durch gezielte Kombination von passiven, assistiven und aktiven Techniken das Spannungsverhalten der Muskulatur beeinflusst und die motorische Kontrolle verbessert werden kann. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Schulung von Bewegungskompetenzen, die für den Alltag relevant sind – etwa Greifen, Aufstehen, Gleichgewicht halten oder Gehen. Auch der Umgang mit Hilfsmitteln, Positionierungssystemen und alltagsorientierten Therapiegeräten wird im Kurs besprochen. Dabei wird aufgezeigt, wie Lagerung, Mobilisation und Bewegung gezielt eingesetzt werden können, um Spastik zu modulieren, statt sie zu verstärken. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Kurses ist die Prävention sekundärer Folgeschäden. Dauerhafte Tonuserhöhungen führen ohne gezielte Gegenmaßnahmen häufig zu Verkürzungen, Gelenkverformungen und Schmerzen. Der Kurs vermittelt Strategien, um solche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und durch konsequente Bewegungsführung, Dehnung und funktionelles Training zu vermeiden. Abschließend wird die Bedeutung eines interdisziplinären Ansatzes betont: Spastiktherapie entfaltet ihre volle Wirksamkeit erst im Zusammenspiel von Physiotherapie, Ergotherapie, ärztlicher Betreuung und ggf. ergänzenden Verfahren wie Medikamentengabe, Botulinumtoxin-Injektion oder Orthesenversorgung. Der Kurs zeigt, wie sich therapeutische Maßnahmen sinnvoll in dieses Gesamtbild einfügen und die Eigenaktivität des Patienten gefördert werden kann. Die Teilnehmer erhalten praxisnahe Werkzeuge, um Behandlungsschwerpunkte individuell zu setzen, Tonusveränderungen systematisch zu dokumentieren und Fortschritte nachvollziehbar zu bewerten. Damit wird ein ganzheitliches Verständnis der Spastiktherapie vermittelt, das über reine Symptomlinderung hinausgeht und auf funktionelle Verbesserung, Selbstständigkeit und Lebensqualität abzielt.
