Motivational Interviewing (MI) für Therapeut*innen
Themenkurs für Therapeuten und Therapeutinnen
Auf einen Blick
Dieser Kurs vermittelt dir das Verständnis der Mobilität des Nervensystems, der dadurch vorhandenen Einschränkungen im Alltag und die Behandlung neurologischer Patient*innen.
Dozent: Hr. Nils Boettcher M.A.
UE: 16
FP: 16
1
Wer kann an diesem Kurs teilnehmen?
Physiotherapeuten*innen, Ergotherapeut*innen,
2
Welche Voraussetzungen sind benötigt?
Abgeschlossene Berufsausbildung
3
Was erwartet dich in diesem Kurs?
✔ Einführung in das Konzept des MI
✔ Umsetzung und Sicherheit in der praxisnahem Umsetzung
✔ Prozesse der Verhaltensänderungen
✔ Ambivalenzen verstehen und auflösen
✔Motiavtionslagen einschätzen lernen
✔Kommunikative Basisfertigkeiten
✔Praxisbeispiele
Kursbeschreibung
Motivational Interviewing (MI) ist ein wissenschaftlich fundiertes und international anerkanntes Konzept, das ursprünglich in der Suchttherapie entwickelt wurde und heute in nahezu allen medizinischen und therapeutischen Fachbereichen Anwendung findet. Es basiert auf der Grundidee, dass nachhaltige Verhaltensänderungen nicht durch äußeren Druck entstehen, sondern durch die Aktivierung innerer Motivation. Ziel ist es, Patienten dabei zu unterstützen, ihre eigene Veränderungsbereitschaft zu entdecken, Ambivalenzen zu lösen und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Im Mittelpunkt steht eine partnerschaftliche, empathische und personenzentrierte Gesprächsführung, die den Menschen in seiner Selbstbestimmung ernst nimmt. Der Therapeut fungiert dabei nicht als Belehrender, sondern als Begleiter, der durch gezielte Fragen, aktives Zuhören und reflektierendes Feedback Veränderungsprozesse anstößt. Diese Haltung stärkt die Selbstwirksamkeit des Patienten und fördert die Bereitschaft, gesundheitsrelevantes Verhalten langfristig umzusetzen. Besonders in der Arbeit mit chronisch erkrankten Menschen, in der Rehabilitation und in der Prävention zeigt sich die Wirksamkeit des MI-Ansatzes. Patienten, die mit widersprüchlichen Gefühlen, Ängsten oder mangelnder Motivation konfrontiert sind, profitieren von einer Gesprächsführung, die Verständnis fördert statt Widerstand zu erzeugen. Das Konzept bietet klare Strukturen und kommunikative Strategien, um auch in herausfordernden Therapiesituationen den Dialog lösungsorientiert zu gestalten. Der Kurs vermittelt den theoretischen Hintergrund, die Grundprinzipien und die praktische Anwendung des Motivational Interviewing in der therapeutischen Arbeit. Er richtet sich an Therapeuten, Trainer und Gesundheitsfachkräfte, die ihre kommunikativen Kompetenzen vertiefen und ihre therapeutische Wirksamkeit durch gezielte Gesprächsführung erhöhen möchten. Kursinhalt Zu Beginn wird die theoretische Basis des Motivational Interviewing erläutert. Die Teilnehmer vertiefen ihr Verständnis der psychologischen und kommunikativen Grundlagen, auf denen das Konzept aufbaut. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit den zentralen Prinzipien: Empathie ausdrücken, Diskrepanzen aufzeigen, Widerstand annehmen und die Selbstwirksamkeit des Patienten stärken. Diese Haltung bildet das Fundament für eine respektvolle, gleichberechtigte Gesprächsatmosphäre, in der der Patient als Experte seiner eigenen Lebenssituation betrachtet wird. Im weiteren Verlauf lernen die Teilnehmer den Prozess der Verhaltensänderung kennen, wie ihn das MI-Modell beschreibt. Dabei geht es um das Erkennen und Verstehen ambivalenter Haltungen – also der inneren Spannung zwischen dem Wunsch nach Veränderung und dem Bedürfnis nach Vertrautem. Diese Ambivalenzen sind der natürliche Ausgangspunkt jeder Veränderung. Durch gezielte Gesprächstechniken wie offene Fragen, aktives Zuhören, Zusammenfassen und Spiegeln von Aussagen lernen die Teilnehmer, Veränderungsbereitschaft zu fördern und Widerstände produktiv zu nutzen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Anwendung der vier Phasen des MI-Prozesses: dem Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung, der Fokussierung auf Veränderungsthemen, der Förderung von Motivation und der Planung konkreter Schritte. In jeder dieser Phasen spielt die kommunikative Kompetenz des Therapeuten eine zentrale Rolle. Der Kurs zeigt, wie sich die Balance zwischen Struktur und Offenheit gestalten lässt und wie Gesprächsführung gezielt in den Therapieprozess integriert werden kann. Darüber hinaus werden Wirkfaktoren und Gesprächsstrategien erarbeitet, die für eine erfolgreiche Umsetzung entscheidend sind. Dazu gehören die Einschätzung der individuellen Motivationslage, das Arbeiten mit „Change Talk“ (also Äußerungen, die Veränderungsabsicht ausdrücken) sowie der Umgang mit sogenannten „Sustain Talk“ – Argumenten, die den Status quo verteidigen. Die Teilnehmer lernen, diese sprachlichen Signale zu erkennen, zu verstärken oder umzulenken, ohne in konfrontative oder belehrende Kommunikation zu verfallen. Im praktischen Teil werden die erlernten Elemente in realitätsnahen Therapiesituationen geübt. Anhand von Rollenspielen, Fallbeispielen und Reflexionsübungen erfahren die Teilnehmer, wie sich MI im Alltag umsetzen lässt – etwa in der Beratung von Patienten mit Bewegungsmangel, bei chronischen Schmerzen, in der Ernährungsumstellung oder bei der Therapieadhärenz. Die Übungen schulen nicht nur die Anwendung der Gesprächstechniken, sondern fördern auch das Bewusstsein für die eigene Haltung und Kommunikationsstruktur. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Reflexion der eigenen therapeutischen Rolle. Das MI unterscheidet klar zwischen der klassischen Expertenrolle und der Coach-Rolle. Der Therapeut agiert nicht als Wissensvermittler, sondern als Prozessbegleiter, der Veränderung durch gezielte Impulse ermöglicht. Diese Haltung verlangt eine bewusste Selbstreflexion und ein Verständnis dafür, wann Information hilfreich ist und wann sie den Veränderungsprozess behindern kann. Im Verlauf des Kurses werden außerdem häufige Stolpersteine in der praktischen Anwendung besprochen – etwa unbewusste Wertungen, Überzeugungsdruck oder fehlende Fokussierung – und Strategien entwickelt, um diese zu vermeiden. Durch die Verbindung von theoretischem Wissen, reflektierter Haltung und gezieltem Training entsteht ein praxisnahes Verständnis für die Umsetzung des MI im therapeutischen Alltag. Der Kurs richtet sich an Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychotherapeuten und andere Fachkräfte, die ihre Gesprächsführungskompetenz systematisch erweitern möchten. Er vermittelt die Fähigkeit, Patienten motivierend zu begleiten, Veränderungsprozesse anzustoßen und nachhaltige Therapieergebnisse zu unterstützen. Das Konzept des Motivational Interviewing verbindet Empathie, Struktur und wissenschaftliche Evidenz zu einer kommunikativen Kompetenz, die in jeder therapeutischen Disziplin von zentraler Bedeutung ist.
