Der Atlas, der erste Halswirbel, bildet gemeinsam mit Axis und Occiput das hochkomplexe Übergangssegment zwischen Schädel und Wirbelsäule. Diese Region ist biomechanisch, neurologisch und reflektorisch von herausragender Bedeutung. Bereits geringfügige Dysfunktionen oder Spannungserhöhungen können über myofasziale, ligamentäre und sensorische Ketten weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Bewegungssystem entfalten. Die hochzervikale Region ist an der Stabilisierung der Kopfhaltung, der posturalen Kontrolle und der Verarbeitung vestibulärer, visueller und propriozeptiver Informationen beteiligt. Eine Fehlstellung oder Hypomobilität im Bereich C0–C2 beeinflusst nicht nur die lokale Beweglichkeit, sondern auch die sensomotorische Ansteuerung der Rumpf- und Extremitätenmuskulatur. In der klinischen Praxis zeigen sich daraus resultierende Beschwerden in Form von Kopfschmerzen, Schwindel, Nackenschmerzen, Okklusionsstörungen oder unspezifischen Gleichgewichtsbeschwerden. Der Kurs „Atlas-Therapie“ vermittelt ein tiefes Verständnis der anatomischen und funktionellen Strukturen des Kopfgelenksbereichs und zeigt, wie sich diese gezielt diagnostizieren und therapeutisch beeinflussen lassen. Teilnehmer lernen, zwischen primären segmentalen Dysfunktionen und kompensatorischen Anpassungen zu unterscheiden und daraus ein strukturiertes therapeutisches Vorgehen abzuleiten. Damit wird die Atlasregion nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines funktionellen Gesamtzusammenhangs zwischen Wirbelsäule, Kiefergelenk, Schädel und vegetativem Nervensystem verstanden. Im Zentrum steht die präzise Untersuchung und Behandlung der Kopfgelenke C0–C1–C2. Die Teilnehmer vertiefen ihre Kenntnisse zu Anatomie, Biomechanik und Neurophysiologie der hochzervikalen Region und lernen, pathologische Veränderungen zuverlässig zu erkennen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der segmentalen Funktionsdiagnostik, der Durchführung hochzervikaler Safety-Tests und der palpatorischen Differenzierung ligamentärer und muskulärer Strukturen. Anhand praxisorientierter Demonstrationen werden manualtherapeutische Techniken zur Mobilisation, Stabilisierung und Entlastung der Kopfgelenke vermittelt. Ergänzend kommen myofasziale Techniken zum Einsatz, um die muskuläre Balance wiederherzustellen und die sensomotorische Steuerung zu verbessern. Dabei werden sowohl lokale Behandlungsansätze als auch ihre Wirkung auf weiter entfernte Funktionsketten betrachtet – etwa auf Schultergürtel, Becken oder Kiefergelenk. Die Teilnehmer lernen, die Zusammenhänge zwischen Atlasregion, Kiefergelenk, Okklusion, Gleichgewichtssystem und visueller Orientierung therapeutisch zu nutzen. Klinische Fallbeispiele verdeutlichen, wie sich Beschwerden im Bereich Kopf, Nacken oder Kiefer auf eine gestörte hochzervikale Steuerung zurückführen lassen. Durch gezielte Behandlung kann nicht nur die Beweglichkeit verbessert, sondern auch die posturale Stabilität und neuromuskuläre Kontrolle optimiert werden. Der Themenkurs richtet sich an Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sporttherapeuten und Sportwissenschaftler mit abgeschlossener Berufsausbildung, die ihr Verständnis der oberen Halswirbelsäule vertiefen und ihre manualtherapeutische Kompetenz im Bereich der Kopfgelenke erweitern möchten. Die Teilnehmer profitieren von einem praxisnahen, evidenzbasierten Unterricht, der Diagnostik, Palpation und Therapie zu einem schlüssigen Gesamtkonzept verbindet und unmittelbare klinische Relevanz gewährleistet.